Dröhnen ab 110 km/h

Modelljahre 1999-2003

Moderator: Aston Martin

WMz8
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Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von WMz8 »

Hallo,

mein DB7 GT entwickelt ab 110 km/h Brumm-/Dröhngeräusche. AM-Werkstatt findet den Fehler nicht, meint aber, das sei bei DB 7 Vantage mit Schaltgetriebe nicht so selten.n Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Grüße
WMZ8
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WEBSTER
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von WEBSTER »

Salute,

bleiben die Geräusche konstant oder verschwinden sie wieder ab x km/h ?

WEBSTER
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WMz8
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von WMz8 »

Die Geräusche entstehen manchmal schon bei ca. 50 km/h und verstärken sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Bei Geschwindigkeiten über 150 km/h sind die Vibrationen jedenfalls immer da.

Bei AM in ... hält man das für normal, was ich mir nicht vorstellen kann.
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Superman
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von Superman »

Hallo WMz8,

da ich ein neues Mitglied des Forums bin konnte ich mich nicht früher zu Deinem Problem äußern. Eins vorweg, das Problem ist bei Aston Martin bekannt (zumindest bei Leuten die länger mit der Marke vertraut sind) und wird von der Kardanwelle verursacht. Das Dröhnen resultiert aus zu großen Fertigungstoleranzen. Die auf meiner Zeichnung grün gefärbten Aufnahmeplatten der Kreuzgelenke sind oftmals nicht zentrisch auf das Kardanwellenrohr geschweißt. Daraus resultiert, dass die Welle eine exzentrische Bewegung ausführt welche zum Dröhnen führt. Besonders schlimm wird es wenn beide Platten aus der Mitte verschweißt sind.

Leider gibt es kein Patentrezept zum abstellen des Problems. Darum scheuen sich auch die Händler das Problem anzugehen; es kann für beide Seiten eine teure Erfahrung werden.

Als Erstes würde ich die Welle ausbauen und im Fachbetrieb auf Rundlauf und Unwucht prüfen und wenn nötig und möglich, instand setzen lassen. Sollte nach erneutem Einbau das Problem immer noch bestehen, wie folgt verfahren:

Kardanwellenflansch zwischen Welle und Differenzial lösen und den Kardanwellenflansch um 180º verdreht montieren. Anschließend Probe fahren. Sollte das Dröhnen schlimmer geworden sein, zurücksetzen. Auf jeden Fall anschließend die Position der Welle zum Diff-Flansch markieren.

Bei immer noch vorhandenem Dröhnen beginnt jetzt der unangenehme, arbeitsaufwendige und teure Teil. Wie auf der Zeichnung zu sehen (rot markiert),
Kardanwelle Schaltgetriebe
Kardanwelle Schaltgetriebe
image002.jpg (13.09 KiB) 24860 mal betrachtet
wird die Verbindung zwischen Welle und Getriebeausgang mittels einer Feinverzahnung hergestellt. Es muss nun die Welle herausgezogen und um 45º verdreht wieder montiert werden. Dazu muss die Auspuffanlage und Hitzebleche entfernt werden.
Anschließend wieder Probe fahren.

Sollte diese Aktion erfolglos gewesen sein so sollte sie wiederholt werden, bis die 315º erreicht sind. Sollte all dies zu keinem zufrieden stellenden Resultat geführt haben, bleibt nur, es mit einer anderen Welle erneut zu versuchen.

Ich weiß, dass diese Info alles andere als aufmunternd ist, aber es gibt keine andere Lösung. Ein ruhig laufender DB7 GT entschädigt im Nachhinein für die Mühen.

Mit besten Grüssen
Superman
WMz8
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von WMz8 »

Hallo Superman,

vielen Dank für den Tipp! Welle ist nun von einem Fachbetrieb gewuchtet und Dröhnen hat stark abgenommen, ist aber immer noch vorhanden. Falls das Verdrehen um 180° nichts bringen sollte, überlege ich, eine neue Welle bauen zu lassen. Das wird etwa 300-500 € kosten und dürfte billiger sein als ein mehrmaliger Ein- und Ausbau der alten Welle mit ungewissem Ergebnis.

Grüße
WMZ8
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Superman
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von Superman »

Hallo WMZ8,

hört sich vernünftig an, zumal eine neue Welle bei Aston Martin zurzeit nicht mehr im Programm ist. Wird diese Welle komplett neu gefertigt, mit Kreuzgelenken und Anschlussstücken, oder wird die alte zerlegt und lediglich ein neues Rohr, ordentlich zentriert, eingeschweißt? Es sollte sich auf jeden Fall um ein nahtloses Rohr handeln, Aston hat hier teilweise aus Kostengründen auf Rohre mit Naht zurückgegriffen.

Sollte speziell das vordere Schubstück (Verbindung zwischen Welle und Getriebe) Wiederverwendung finden, so würde ich, bevor die Welle zerlegt wird schauen, ob bei mehrfachem Zusammenfügen (durch Verdrehen der Welle), sich dies unterschiedlich schwer gestaltet. Auch dies kann eventuell mit dem Dröhnen zusammenhängen.

Gibt es also Positionen wo das Schubstück stramm geht und solche wo es sich leichter zusammenschieben lässt, sollte man sich dies bei der Montage der neuen Welle merken. Dröhnt nämlich auch die neue Welle, könnte dies noch eine Möglichkeit der Problembehebung darstellen; d.h. Schubstück geht schwer auf die Getriebeausgangswelle und Welle dröhnt wider Erwarten, so montieren, dass sie leicht geht, oder umgekehrt.

Ich hoffe meine Ausführungen sind verständlich. Sollte dies nicht der Fall sein, stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

Mit besten Grüssen und Viel Glück
Superman

PS: Vielen Dank für die Rückmeldung!
WMz8
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von WMz8 »

Hallo Superman,

vielen Dank für die wertvollen Hinweise! Ich werde das mit dem Gelenkwellenbauer klären. Bisher hatte ich noch nicht erwähnt, welche vergeblichen Reparaturversuche seit Anfang 2011 stattgefunden haben. Das Differenzial (es gibt nur überholte Exemplare) wurde 3 mal getauscht (davon 2 mal auf Teilegarantie) und ist immer noch laut. Antriebswellen, Radlager hinten wurden ebenfalls erneuert. Bei ca. 55.000 km hatte sich außerdem das Getriebe verabschiedet (5., 6. und R-Gang) und wurde gegen ein Neuteil getauscht. Jetzt, d. h. 5000 km später, war bereits der hintere Simmerring am Getriebe defekt. Ich vermute, dass die Unwucht der Kardanwelle Ursache für diese Defekte ist.

Nachdem die Welle nun gewuchtet ist, frage ich mich, ob das Differenzial an dem noch immer vorhandenen Dröhnen zumindest mitschuld ist.

Grüße
WMZ8
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Superman
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von Superman »

Hallo WMZ8,

bei dieser Historie stellen sich mir einige Fragen. Zuerst einmal warum wurde das Differenzial überhaupt gewechselt. Ein Differenzial macht Jaul- oder Malgeräusche in einem bestimmten Geschwindigkeitsbereich im Zug- oder Schubbetrieb.

Mit welcher Begründung wurden die Achswellen getauscht, normaler Weise sind diese „unkaputtbar“. Sollte dies wegen „Klackgeräuschen“ bei Lastwechsel geschehen sein, so war dies vergebene Liebesmüh. Das Klackgeräusch wird wiederkommen. Es gibt aber Abhilfe. Bei Bedarf bitte anfragen.

Warum wurden die Radlager getauscht?

Dröhnen wird ausschließlich durch die Kardanwelle verursacht.

Der undichte Wellendichtring an der Getriebeausgangswelle kann mehrere Gründe haben, unter Anderem kann es an der Überfüllung des Getriebes liegen. Die Überprüfung und Korrektur des Getriebeölstands ist aufwendig und dauert ca. 1 Stunde. Falls Du detaillierte Informationen benötigst, lass es mich wissen.

Mit freundlichen Grüßen
Superman
WMz8
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von WMz8 »

Hallo Superman,

Das Differenzial hatte starke Jaulgerschäusche. Das erste und zweite Austauschteil brachten keine Besserung. Radlager und Antriebswellen wurden gewechselt, weil sie als Ursache für die Dröhngeräusche vermutet wurden. Heute bin ich natürlich klüger.

An der Abhilfe gegen die Klackgeräusche wäre ich sehr interessiert.

Beste Grüße
WMZ8
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Superman
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Re: Dröhnen ab 110 km/h

Beitrag von Superman »

Hallo WMz8,

erst einmal sorry für die späte Antwort. Ich habe mir aufgrund Deiner Leidenshistorie einige Gedanken gemacht. Hier vorab die Erklärung des Klackgeräusches bei Lastwechsel. Bei Fahrzeugen mit Schaltgetriebe gibt es zwischen Kurbelwelle und Hinterrad kein, den Lastwechselschlag dämpfendes Bauteil. Der Antriebsstrang, Kurbelwelle, Kupplung, Getriebeeingang, Getriebeausgang, Differenzialeingang, Achswellenflansch und Radnabe sind über Verzahnung bzw. Verschraubung direkt miteinander verbunden.
Kardanwelle Schalter
Kardanwelle Schalter
image002.gif (19.02 KiB) 24562 mal betrachtet
Anders bei der Automatikversion. Hier haben wir als Erstes den Drehmomentwandler und als Zweites die Kardanwelle als dämpfendes Bauteil. Der Wandler, da in den unteren Gängen die Wandlerüberbrückungskupplung nicht aktiviert wird und die Welle da sie zweiteilig ist. Das hintere dünnere Rohr ist in das dickere vordere Rohr einvulkanisiert und wirkt somit ebenfalls dämpfend.
Kardanwelle Auto
Kardanwelle Auto
image002.gif (26.54 KiB) 24561 mal betrachtet
Das Klackgeräusch beim Schalter entsteht am Achswellenflansch. Auch wenn die vier Muttern mit dem vorgeschriebenen Drehmoment, 81-99 Nm, angezogen sind, ist diese Verbindung nur kurzeitig nach der Montage kraftschlüssig; sprich nach kurzer Zeit bewegt sich der Achswellenflansch innerhalb der Bohrungen für die Bolzen. Grund hierfür ist die Hitze welche vom Differenzial ausgeht. Diese führt dazu, dass sich die 4 Stehbolzen des Achswellenflansches minimal längen. Ein Überprüfen der Verschraubung mittels Drehmomentschlüssel bringt keine Abhilfe, da der Reibwiderstand der Mutter höher ist als die geforderten 81-99 Nm.
Achswellenflansch
Achswellenflansch
image002.gif (7.59 KiB) 24560 mal betrachtet
Abhilfe bringt in diesem Falle nur Erfahrung und Gefühl. Jeder hat schon einmal Schraubverbindungen geprüft und festgestellt, dass sich die Mutter oder der Bolzen noch einen Tick fester ziehen ließ. Genau dieser Tick ist jetzt gefragt. Problem ist, dass der passende Ring-Maulschlüssel etwas zu kurz ist um die nötige Kraft zu produzieren. In diesem Falle hilft nur die Verlängerung des Schlüssels mittels eines geraden Ring oder eines zweiten Ring-Maulschlüssels und das nötige Gefühl.

Ich hoffe ich habe verständlich beschrieben was zu tun ist. Bitte nicht gleich loslegen, denn es kommen noch weitere Anmerkungen zu ausgeführten Arbeiten.

Mit besten Grüssen
Superman
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