Die Vanquish Story, Teil 4, der Motor

Modelljahre 2001-2005 & 2004-2007

Moderator: Aston Martin

Antworten
Benutzeravatar
Superman
Beiträge: 1166
Registriert: Sa 9. Jun 2012, 10:06

Die Vanquish Story, Teil 4, der Motor

Beitrag von Superman »

Hallo zusammen,

kommen wir nun zum Herzstück eines jeden Fahrzeugs, dem Motor. Es handelt sich um einen 60º, 12 Zylinder V-Motor, dessen Rumpf und Zylinderköpfe aus Aluminium gefertigt werden. Dieser Motor ist von Cosworth entwickelt und anfangs auch gebaut worden. Auch wenn es viele Leute nicht hören mögen, die Eckdaten entstammen dem 3 Liter Ford Duratec Motor. Selbstverständlich hat man nicht zwei 6-Zylinder Blöcke aneinandergeschweißt um einen 12 Zylinder zu bekommen. Man hat sich aber dieser Grundmaße bedient um möglichst viele Gleichteile aus dem Fordregal nutzen zu können. So sind zum Beispiel Kolben und Pleuel dieselben welche im 3 Liter Duratec Verwendung fanden. Allerdings bekommt man diese nur in Amerika, da der 3 Liter Motor in Europa nicht gebaut wurde.

Der Hubraum dieses Motors beträgt 5935 ccm. Die Bohrung beträgt 89 mm und der Hub 79.5 mm; das Verdichtungsverhältnis 10.5:1. Die maximale Leistung wird bei 6.800 U/min erreicht und beträgt 460 PS; das maximale Drehmoment von 542 Nm wird bei 5.000 U/min erreicht. 92% dieses Maximalwertes liegen bereits bei 1.500 U/min an. Die daraus resultierende gleichmäßige Kraftentfaltung erspart dem Fahrer böse Überraschungen durch plötzlichen Leistungseinsatz und trägt somit aktiv zur Fahrsicherheit bei.
image002.jpg
image002.jpg (12.58 KiB) 10626 mal betrachtet
Der Zylinderblock verfügt über Kanäle zur Kühlung, Ölversorgung sowie der Kurbelgehäuseentlüftung. Die sieben Hauptlagerdeckel sind zur Erhöhung der Kurbelgehäusefestigkeit bei gleichzeitiger Minimierung des Gewichts sowohl vertikal wie horizontal mit dem Block verschraubt. Sie sind zur einwandfreien Identifizierung durchnumeriert. Die 12 Grauguss-Laufbuchsen werden während der Blockproduktion eingefügt und bearbeitet. Um sie zu ersetzen benötigt man spezielle Vorrichtungen.

Die Zylinderköpfe beherbergen 4 Ventile pro Brennraum und werden einlass- wie auslassseitig durch je eine Nockenwelle über Rollenschlepphebel betätigt. Der Ventilspielausgleich erfolgt hydraulisch, der Antrieb über Kette; je eine pro Zylinderbank.

Die Kühlung übernimmt ein Wasserkreislauf mit 15 Litern Inhalt. Der Ölkreislauf, mit 9.5 Liter Fassungsvermögen inkl. Filter, bezieht das Schmiermittel aus der Ölwanne.

Die Gemischaufbereitung wird von zwei sequentiell arbeitenden Saugrohreinspritzungen übernommen. Somit hat jede Zylinderbank ihr eigenes Einspritzsystem was in der Praxis bedeutet, das Fahrzeug verfügt über zwei Kraftstoffpumpen, zwei Kraftstofffilter, zwei Leitungssysteme ohne Rücklauf, zwei Druck- und zwei Temperatursensoren, sowie zwölf Einspritzdüsen und zwei Steuergeräte (Power Train Electronic Control Moduls [PTEC’s]) zur Motorsteuerung.

Die Zündung wird mittels Kennfeld ohne Verteiler ebenfalls durch die PTEC’s gesteuert. Der Verstellbereich reicht von 5º nach bis 55º vor OT und jede Zündkerze verfügt über eine eigene, direkt montierte Spule.

Die Abgasreinigung übernehmen drei Katalysatoren pro Zylinderbank. Damit die zugeführten Abgase auch optimal gereinigt werden können, wird deren Zusammensetzung vor den Katalysatoren durch Lambdasonden, welche die Gemischzusammensetzung beeinflussen können, überwacht. Ob dies erfolgreich geschieht kontrollieren zwei weitere Sonden nach den Kats. Zusammen sind 6 Katalysatoren und 8 Lambdasonden zur Reinhaltung der Umwelt im Einsatz, was in diesem Fall die Schadstoffklasse EURO III bedeutet.
image002.jpg
image002.jpg (29.23 KiB) 10625 mal betrachtet
Geregelt wird der Motor über zwei durch Elektromotore angetriebene Drosselklappen. Dies bedeutet, dass es keinen herkömmlichen Gaszug gibt, sondern die Drosselklappenmotore mittels am Gaspedal montierten Potentiometers gesteuert werden (drive by wire). Der Vanquish war der erste Aston Martin der über diese Art der Drosslklappensteuerung verfügte. Im DB7 Vantage, ebenfalls mit dem V12 Motor ausgestettet, wurden die Drosselklappen noch mittels Gaszug aktiviert.

Der Vanquish Motor ist der Erste welcher durch eine Bypass-Auspuffanlage gedämpft wird.
Die Funktion kann der Zeichnung entnommen werden.
image002.jpg
image002.jpg (26.46 KiB) 10614 mal betrachtet
Viele Eigner, auch anderer, aktueller Aston Martin, betreiben ihre Fahrzeuge mit permanent geöffneten Klappen. Detaillierte Informationen zum Thema offene Klappen können in der „Technik Ecke“ dem Artikel „Allgemeines zum Thema offene Auspuffklappen“ entnommen werden.

Motorenprobleme gibt es bei ordnungsgemäßer Wartung keine. Während der Garantiezeit gab es hin und wieder Hauptlagerschäden. Diese resultierten aber nicht aus einem konstruktiven Problem, sondern waren die Folge von Verschmutzungen. Die Rückstände der Gussform wurden nicht restlos entfernt. Dieses Fertigungsproblem wurde aber erkannt und behoben. Da die heute noch fahrenden Fahrzeuge Laufleistungen vorweisen die über der dieser Motorschäden liegen, dürfte es diesbezüglich keine bösen Überraschungen geben.

Zusammenfassend ist zu sagen es handelt sich um einen simplen (keine variablen Steuerzeiten, kein Schaltsaugrohr, keine Klopfregelung, etc.), robusten, großvolumigen Saugmotor, frei nach dem amerikanischen Motto, Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, es sei denn durch mehr. Doch auch wenn die Eckdaten einem Volumenmotor der Ford Motor Company entstammen wird dieser exklusiv für Aston Martin gefertigt; er findet weltweit in keinem anderen Fahrzeug Verwendung und ist somit definitiv ein Aston Martin Motor.

Fortsetzung folgt
Antworten