Fahrbericht New Vantage

Modelljahre 2018 -

Moderator: Aston Martin

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ShallWeTakeTheAston
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Fahrbericht New Vantage

Beitrag von ShallWeTakeTheAston »

Guten Abend,

ich hatte am Sonntag dank Aston Martin Berlin die Gelegenheit, den New Vantage rund eineinhalb Stunden zu fahren. Es soll kein Testbericht sein, ich möchte nur meine subjektiven Eindrücke mit euch teilen. Den "alten" Vantage bin ich bislang noch nicht gefahren, kann daher nur mit meinem Rapide vergleichen. Bitte bedenkt, dass es sich um ein Vorserienfahrzeug aus UK handelte und deshalb einige Details sich nochmal ändern können.

Design
Auf den Bildern im Netz konnte ich mich mit der Front nicht anfreunden. Zu wenig klassischer Aston, zu verkniffen das Gesicht durch die kleinen Scheinwerfer, ein etwas pupertär wirkender riesiger Kühlerschlund. Das giftgrün auf den offiziellen Pressefotos hat das nicht unbedingt besser gemacht. Ich bin einfach ein Freund leichter, eleganter Linienführung.

In der Realität wirkt der New Vantage überzeugender, auch wenn es kein Design zum spontanen Niederknien ist. Mein Testwagen war in "Stone White" lackiert, kostet rund 4900 Euro netto. Weiß finde ich bei jedem Auto schwierig, weil die Qualität der Spaltmaße durch die dunklen Fugen erst so richtig auffällt, so auch bei diesem Vorserienfahrzeug. Auf den Fotos kommt es leider nicht so gut rüber, aber im Sonnenlicht funkelt der Lack sehr fein, als ob Glassplitter eingearbeitet sind, was einen tollen Tiefeneffekt erzeugt. Wirkt vermutlich nach dem ersten Regenguss und etwas Herbstdreck nicht mehr ganz so frisch und muss man mögen. Durch das weiß kommt die Motorhaube aus einem Stück und ohne jegliche Lüftungsschlitze so richtig zur Geltung, ebenso der angedeutete Powerdome.
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IMG_4776.JPG (2.31 MiB) 15592 mal betrachtet
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IMG_4777.JPG (3.2 MiB) 15592 mal betrachtet

Von der Seite wirkt er sehr kraftvoll, als ob er zum Sprung ansetzt. Ähnlichkeiten mit dem Jaguar F Type ab der B-Säule sind nicht zu übersehen. Das Dreieck mit den Entlüftungsschlitzen an der A-Säule kann man in Wagenfarbe, in mattschwarz so wie hier oder in Carbon bestellen.
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IMG_4780.JPG (2.61 MiB) 15592 mal betrachtet

Die Front, aber vor allem das Heck, wirken auf mich durch die vielen "Anbauteile" ziemlich zerklüftet, in jedem Fall mehr Dynamik als bei meinem Rapide oder dem "alten" Vantage.
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IMG_4782.JPG (1.71 MiB) 15592 mal betrachtet

Innenraum
Neben dem Design und Antrieb ja der Grund, warum man sich einen Aston kauft. Ich genieße jedes Mal die ersten Sekunden, wenn ich die Tür meines Rapide öffne und mich der Duft von Leder empfängt.
Ist beim New Vantage nicht anders, auch wenn sofort die Mercedes-Bauteile auffallen. Der von mir gefahrene Vantage hatte nicht die Standard- sondern die sogenannten "Plussitze" in dunkelblau und orange.
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IMG_4786.JPG (1.86 MiB) 15592 mal betrachtet
Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben, das Leder fühlt sich sehr weich und dick an. Was mich wirklich begeistert hat sind die Einstellmöglichkeiten des Sitzes. Ich bin 1,90m groß und fand sofort eine angenehme Sitzposition. Dabei blieben mir über dem Kopf noch 3 bis 4cm zum Dach. Wirklich fantastisch ist die Lordosen- und Sitzwangeneinstellung, man kann sehr fein von "Schraubstock" bis "passt wie angegossen" verstellen. Die Lordosenstütze lässt sich auch vertikal verschieben, sodass man eine wirklich optimale Unterstützung findet.

Auffällig finde ich die Gestaltung der Türverkleidung, die eine nach außen hin konvexe Form hat. Man hat auf Höhe des Ellenbogens sehr viel Luft, nach oben hin zur Schulter kommt die Verkleidung dann einem wieder entgegen. Ganz anders als bei meinem Rapide, in dem bin ich nach Schließen der Tür regelrecht "eingebaut".

Das Kombiinstrument dürftet ihr aus den diversen Videos und Fotos schon kennen. Alles digital generiert, das zentrale Rundinstrument zeigt immer den Drehzahlmesser, die Geschwindigkeit nur als Ziffer. Einzig wenn man den Tempomat einschaltet, wechselt die Anzeige auf Tacho. Die Displays links und rechts kann man nicht konfigurieren. Im Trackmodus erscheint im Display links zusätzlich noch die Wassertemperatur.

Auf der Mittelkonsole erkennt man sofort die Partnerschaft mit Mercedes, und hier hat Aston Martin den aus meiner Sicht den entscheidenden Fehler gemacht (über das Design kann man sich streiten): es nicht das aktuelle sondern das letzte Command-System. Ja, das Display hat eine bessere Auflösung und ist größer als das AMi III. Trotzdem wirkt es jetzt schon etwas angestaubt und nicht so fein auflösend wie man das bei Porsche oder Mercedes in den aktuellen Modellen gewohnt ist. Das allerschlimmste: das System unterstützt kein Apple Carplay/Android Auto! :shock: Das muss man sich mal vergegenwärtigen, das neueste Modell kann Infotainment-seitig weniger als der Vorgänger! Mag sein, dass Aston mit dem Design eine neue, jüngere Klientel anspricht, aber die wird spätestens bei diesem Infotainmentsystem ins Grübeln kommen.

Mein Testfahrzeug hatte neben dem Drehcontroller auch das Touchpad, das aufpreispflichtig ist. Kann man sich meiner Meinung nach komplett schenken, baut unnötig hoch und finde ich während der Fahrt nur schwierig zu bedienen. Mit dem Drehcontroller geht es viel schneller und präziser.

Ebenfalls Mercedes zu verdanken ist ein Totwinkelwarner. Vermutlich genau das, worauf wir alle gewartet haben. :D


Fahren
Nach der Enttäuschung mit dem Infotainment habe ich es gleich ausgeschaltet und dafür die Soundkulisse genossen. :mrgreen:

Im Vergleich zu meinem Rapide hört man viel mehr "direkt von vorne", man hat richtiggehend das Gefühl, der Motor sitzt direkt hinter dem Navi. Selbst zwischen 2000 und 3000 Umdrehungen kommt schon richtig Stimmung in die Hütte. Ab 3000 Umdrehungen kommt auch mehr von hinten, v.a. beim Gaswegnehmen bratzelt und knallt es im Sport Plus- und Trackmodus ordentlich. Insgesamt ein viel intensiverer Sound als in meinem Rapide, man will eigentlich permanent Gas geben und das Limit testen. :roll:

Ab dem Sport Plus-Modus wird die Lenkung auch äußerst direkt. Geschätzt 45 Grad Lenkeinschlag reichen aus, um quasi im rechten Winkel abzubiegen. Passt auf jeden Fall zu einer ambitionierteren Fahrweise (die Engländer sagen ja immer so herrlich "spirited drive"), bei längeren Strecken wird das einem vermutlich aber zu nervös. Dafür reicht dann "Sport", also der Normalmodus.

Tja, und dann der Motor. Kraft ohne Ende, ab knapp unter 2000 geht die Post ab, Turbomotor eben. Bei meinem Rapide passiert erst ab 4000 so richtig was, beim New Vantage hat man wirklich in allen Lebenslagen Kraft ohne Ende. Da es Sonntag war und der rot-rot-grüne Senat noch nicht überall Temposchilder aufgestellt hat, konnte ich auf der A10 ein paar Mal bis knapp über 280 beschleunigen. Besonders beeindruckend ist, wie der Vantage selbst jenseits von 240 noch im 7. Gang losmarschiert und mühelos Richtung 300 geht. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit glaube ich sofort, bei meinem Rapide habe ich da so meine Zweifel. Einzig im 8. Gang lässt die Dynamik nach, Drehzahl und Geräuschkulisse werden deutlich reduziert. Für längere Strecken aber mit Sicherheit ein Vorteil.

Während der Fahrt konnte ich mit den Einstellungen für Fahrwerk und Motor/Getriebe/Lenkung spielen. Beides kann voneinander unabhängig geregelt werden, wobei es für beides drei Modi gibt: Sport, Sport Plus und Track. Ich fand die Kombination aus Dämpfung auf Sport und Motor/Getriebe/Lenkung auf Sport Plus am besten.


Fazit
In Summe haben die eineinhalb Stunden viel Spaß gemacht, keine Frage. Kaufen würde ich den New Vantage so nicht, dafür sagt mir die Optik als Paket noch nicht zu. Mal sehen, was man im Laufe der Zeit an Farbkombinationen sieht.
Bei einem derart fahrdynamischen Auto würde ich mir zudem eine Handschaltung wünschen. Vielleicht wird die noch nachgereicht, Aston Martin Berlin rechnet damit, dass die ab ca. Q1 2020 verfügbar sein wird.
Hoffentlich aktualisiert wird auch noch das Infotainment, das wurde ja schon in der ersten Vantage-Generation kontinuierlich aufgewertet.
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ShallWeTakeTheAston
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von ShallWeTakeTheAston »

Und hier noch ein Bild der Türverkleidung.
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IMG_4785.JPG (1.34 MiB) 15591 mal betrachtet
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Norki
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von Norki »

Sehr schöner Bericht!
Mit der Front werde ich mich aber wahrscheinlich nie anfreunden können.
Stefan aus dem Bayerwald
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Andreas-V12S
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von Andreas-V12S »

Vielen Dank für Deine Eindrücke! Ich glaube auch, bei mir dauert das noch ein oder zwei Jahre bis ich zu einem Kauf bereit wäre...
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GDay2
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von GDay2 »

Sicher ein super Auto aber auch ich muss ihn mir erst schön schauen. Irgendwie sind die sichtbaren Mercedes Teile für mich schrecklich. Ich warte ab vielleicht gefällt wer mir ja irgendwann.
Meine Aston Martin Webseite mit vielen Infos und Tipps: http://www.v8v.info
Keep the shiny side up!
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MightyMo
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von MightyMo »

vielen Dank für den tollen Bericht...
Wenn ich mich entscheiden müsste... wäre der DBS auf deinem 3. Foto klar meine erste Wahl :o ;) - was für eine Form... einfach zeitlos genial.

Und solange bis die in Gaydon die Flex finden, um ihm das Dach wieder abzunehmen, bin ich ohnehin nur Zaungast :D

Bis dahin haben sie vielleicht das Feedback (zumindest im Infotainment-Bereich) schon erhört - bleibt spannend.
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ShallWeTakeTheAston
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von ShallWeTakeTheAston »

MightyMo hat geschrieben:vielen Dank für den tollen Bericht...
Wenn ich mich entscheiden müsste... wäre der DBS auf deinem 3. Foto klar meine erste Wahl :o ;) - was für eine Form... einfach zeitlos genial.

Und solange bis die in Gaydon die Flex finden, um ihm das Dach wieder abzunehmen, bin ich ohnehin nur Zaungast :D

Bis dahin haben sie vielleicht das Feedback (zumindest im Infotainment-Bereich) schon erhört - bleibt spannend.
Einen DBS sollte man sich, entsprechende Portokasse vorausgesetzt, unbedingt sichern. Leider gibt es am Markt kaum Handschalter, und selbst die Automaten sind preislich ambitioniert.

Den Vantage Roadster erwartet AM Berlin übrigens für Q2 in 2019, mit der Präsentation zu Ende dieses Jahres. Bin mal gespannt, wie das Heck dann wirkt, wenn im geöffneten Zustand die fallende Dachlinie fehlt.
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bertl
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von bertl »

Wenn man das hier liest ist man schon Stolz das man einen DBS hat und halten auch sollte.
Freue mich auch noch immer Ihn zu bewegen oder nur in der Garage zu betrachten ;)
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Superman
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von Superman »

ShallWeTakeTheAston hat geschrieben: Mein Testwagen war in "Stone White" lackiert, kostet rund 4900 Euro netto. Weiß finde ich bei jedem Auto schwierig, weil die Qualität der Spaltmaße durch die dunklen Fugen erst so richtig auffällt, so auch bei diesem Vorserienfahrzeug. Auf den Fotos kommt es leider nicht so gut rüber, aber im Sonnenlicht funkelt der Lack sehr fein, als ob Glassplitter eingearbeitet sind, was einen tollen Tiefeneffekt erzeugt.
O-Ton des Herstellers zu dieser Art Lackierung

„White Stone“, eine der Außenfarben der Designer Spezifikation, welche auf dem neuen Vantage verwendet wird, ist eine Dreischichtfarbe basierend auf einem Basislack, einer ersten Klarlackschicht, welche jedoch Glassplitter enthält und der finalen Klarlackschicht. Diese Technologie kommt auch bei „Frosted Glass Blue“ zu Einsatz, ist aber immer noch eine neue Technologie und deshalb ist Aston Martin einer von einer sehr kleinen Anzahl von Herstellern, die dies verwenden. Die „Glass Splitter“ erzeugen einen sauberen „glasähnlichen“ Effekt, dem keine Farbe von hell bis dunkel beigegeben wird.
Stone White.jpg
Stone White.jpg (64.22 KiB) 15477 mal betrachtet
Mit besten Grüssen
Superman
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harvensaenger
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Re: Fahrbericht New Vantage

Beitrag von harvensaenger »

Toller Bericht,von der Seitenansicht sehr sehr schön der Wagen,von hinten ist es auch Ok. wenn auch brachial,von vorne ist die Optik etwas dünne
die Scheinwerfer sind wie schon geschrieben echt klein,auch wenn sie garantiert ein prima Licht erzeugen werden,besser wie zum Vorgänger ist aber auch kein Kunststück. :roll:
Ggf. hätte ich mir noch ein paar Lüftungs Öffnungen in der Haube gewünscht,auch wenn es nur der Zierde dient,die Haube wirkt dann vielleicht nicht mehr ganz so riesig.
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